Die Stifter des Deutschen Fernsehpreises (ARD, Deutsche Telekom, RTL, ZDF und SAT.1) würdigen Mario Adorf als Ikone der Schauspielkunst. Mit der Auszeichnung ehren sie den Star als herausragenden Charakterdarsteller, der mit seiner enormen performativen Wucht und künstlerischen Kraft seit 70 Jahren das Publikum bewegt und Kolleginnen und Kollegen inspiriert. Mario Adorf erhält den Preis am 25. September im Rahmen der vom Ersten übertragenen TV-Gala.
Köln, 23. September 2024. Der Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises geht in diesem Jahr an Mario Adorf. Mit der Auszeichnung ehren die Stifter einen einzigartigen Künstler, der mit seiner immer wieder überwältigenden darstellerischen Kraft die Schauspielkunst im deutschsprachigen Raum und weit darüber hinaus nachhaltig geprägt hat. Seit den 1950er-Jahren begeistert Mario Adorf sein Publikum als Charakterdarsteller, als Entertainer und Autor.
Mario Adorf, der Anfang des Monats seinen 94. Geburtstag feierte, erhält den Ehrenpreis am 25. September im Rahmen der großen TV-Gala zum Deutschen Fernsehpreis. Das Erste überträgt die Show am selben Abend um 20:15 Uhr. Moderatorin des Abends in den Kölner MMC Studios ist Barbara Schöneberger. Bereits am Dienstagabend findet in der Kölner Flora die von Esther Sedlaczek moderierte „Nacht der Kreativen“ statt, bei der die Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger in den kreativen Einzelleistungen erfolgt.
„Mario Adorf gehört seit Jahrzehnten zu den renommiertesten Schauspielern Deutschlands und darüber hinaus“, so WDR-Intendant Tom Buhrow, diesjähriger Vorsitzender des Stifterkreises. „Mit seinen mehr als 200 Rollen hat er Fernseh- und Filmgeschichte geschrieben und ganze Generationen mit seiner enormen Präsenz in den Bann gezogen. Dabei ist er immer ein Star ohne Allüren geblieben, einer, für den ‚Authentizität‘ mehr ist als nur ein Wort. Diese Glaubwürdigkeit, mit der er seine Figuren in Szene setzt, macht seine Strahlkraft und seinen großen Erfolg aus. Für uns als Stifter des Deutschen Fernsehpreises ist es eine große Ehre, Mario Adorf den Ehrenpreis 2024 überreichen zu dürfen.“
Mario Adorf spielte im Laufe seiner rund siebzigjährigen Karriere Patriarchen, Polizisten, Agenten, Väter, Liebhaber, zweimal sogar den Papst und immer wieder Schurken und Bösewichte. Mal grimmig und brutal, mal komisch und liebenswert, mal beides auf einmal. Bei aller Körperlichkeit, virilen Härte und mitunter ausgesprochenen Aggressivität verleiht er seinen Figuren stets eine Tiefe, die sie glaubwürdig, mitunter auch verletzlich und damit zu echten Menschen macht. Mario Adorf ist ein sehr genauer Beobachter der Welt, des Lebens und der Menschen. Das ist beispielsweise auch in seinem bis dato jüngsten Film zu spüren: in der vom WDR produzierten Gangsterkomödie „Alte Bande“ (2019, ARD), für die er gemeinsam mit seinem Weggefährten Tilo Prückner (1940 – 2020) vor der Kamera stand. Die beiden hatten bereits Mitte der 70er-Jahre in „Bomber & Paganini“ ein höchst skurriles Ganoven-Duo verkörpert. 2018 übernahm Adorf die Titelrolle in dem ZDF-Dokudrama „Karl Marx – der deutsche Prophet“ und zeigte damit eindrucksvoll, dass er auch im hohen Alter nichts von seiner darstellerischen Überzeugungskraft eingebüßt hat.
Der am 8. September 1930 in Zürich als Sohn eines italienischen Chirurgen und einer deutschen Röntgenassistentin geborene Mario Adorf wuchs in der Eifel unter schwierigen Bedingungen auf. Er machte Abitur und studierte anschließend in Mainz u.a. Philosophie, Psychologie, Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaft. Seinen Lebensunterhalt verdiente er damals als Bauarbeiter. Nebenbei boxte er und sammelte im Studententheater erste schauspielerische Erfahrungen. Dies faszinierte ihn so sehr, dass er ab 1953 an der Otto-Falckenberg-Schule in München Schauspiel studierte. 1955 wurde er festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, stand aber schon vorher erstmals vor einer Filmkamera: 1954 gehörte er zum Cast des Klassikers „08/15“ von Paul May. Bis Ende der 50er-Jahre folgten Filme wie „Der Arzt von Stalingrad“ (1957), „Das Mädchen Rosemarie“ (1958), „Das Totenschiff“ (1959) oder „Schachnovelle“ (1960). Anfang der 60er-Jahre wirkte er bereits in internationalen Produktionen mit, darunter die italienische Gangsterkomödie „Vergewaltigt in Ketten“ (1961) mit Nino Manfredi und Gian Maria Volonté. 1963 übernahm Mario Adorf seine im deutschsprachigen Raum lange Zeit wohl berühmteste Schurkenrolle: In Harald Reinls „Winnetou 1. Teil“ spielte er Santer, den Mörder von Winnetous Schwester Nscho-tschi (Marie Versini).
Mitte der 60er ging es nach Hollywood, wo Mario Adorf unter der Regie von Sam Peckinpah in „Sierra Charriba“ vor der Kamera stand. Da er sich aber nicht auf die Rolle des bösen Mexikaners festlegen lassen wollte, kehrte er nach Europa zurück und drehte bis in die 70er-Jahre vor allem in Italien und Frankreich. Stunts übernahm er in der Regel übrigens selbst. Schließlich avancierte er zu einem Protagonisten des Neuen Deutschen Films. Mit „Die Reise nach Wien“ von Edgar Reitz setzte er in der Rolle eines NS-Funktionärs 1973 erste Akzente. In der Böll-Verfilmung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta spielte er einen finster dreinblickenden Kommissar. Es folgten neben Nikos Perakis‘ „Bomber & Paganini“ (1976) u.a. Reinhard Hauffs „Der Hauptdarsteller“ (1977), der von Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge u.v.m. inszenierte Episodenfilm „Deutschland im Herbst“ (1978) sowie Schlöndorffs 1980 Oscar-prämierte Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“. Darin gab er den übergriffigen Kolonialwarenhändler Alfred Matzerath, den Vater des Blechtrommlers Oskar.
Zusätzlich zu den zahlreichen cineastischen Höhepunkten von Fassbinders „Lola“ (1981) oder „Klassenverhältnisse“ (1984) von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bis hin zu Helmut Dietls „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997) schrieb er ab den 80er-Jahren zunehmend Fernsehgeschichte. Unvergessen sind seine Auftritte als rheinischer Generaldirektor Heinrich Haffenloher in der ARD-Kultserie „Kir Royal“ (1986), als titelgebender Patriarch in dem Vierteiler „Der große Bellheim“ (1993, ZDF) oder als Unterweltkönig in dem fünfteiligen Thriller „Der Schattenmann“ (1996, ZDF). Mit jeder seiner Rollen spielte sich Mario Adorf tiefer in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Er war BND-Agent in „Tresko – Der Maulwurf“ (1996, SAT.1), Hamburger Senator in „Die Affäre Semmeling“ (2002, ZDF), Marzipanfabrikant in „Der letzte Patriarch“ (2010, ARD). 2013 übernahm er in der „Pinocchio“-Verfilmung des vom WDR produzierten gleichnamigen ARD-Weihnachtszweiteilers die Rolle des armen Spielzeugmachers Geppetto. Im Jahr darauf war er als sensibler Witwer in dem Fernsehexperiment „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ (ARD) zu sehen. Selbst mit seiner Rückkehr in die Karl-May-Welt, dem Kurzauftritt in „Winnetou – Der Mythos lebt“ (2016, RTL) als Vater des Schurken Santer, sorgte er für Aufsehen.
Mario Adorf ist eine wahre Ikone der Schauspielkunst, ein ebenso vielseitiger wie eindrucksvoller Künstler, ein echter Star und dabei ein Mensch, der seinen schwierigen Start ins Leben nie vergessen hat und für den die Wörter „Demut“ und „Bescheidenheit“ etwas bedeuten. In Dominik Wesselys sehenswerter Mario-Adorf-Dokumentation „Es hätte schlimmer kommen können“ bezeichnet sich der Porträtierte selbst als „Glückskind“ und gibt zu bedenken: „Fortuna, die Glücksgöttin, ist zwar blind, aber nicht unsichtbar. Das heißt, man kann sie packen!“ Und Mario Adorf hat zugepackt. Mit beiden Händen.
Weitere Informationen zum Deutschen Fernsehpreis
Den Kreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises bilden die Intendanten bzw. Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der beteiligten Programmanbieter: WDR-Intendant Tom Buhrow für die ARD als diesjähriger Vorsitzender, Inga Leschek, Programmgeschäftsführerin RTL und RTL+ und CCO RTL Deutschland, Henrik Pabst, Chief Content Officer und Geschäftsführer der Seven.One Entertainment Group, ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler und Arnim Butzen, Senior Vice President TV & Entertainment der Telekom Deutschland. Die Streaming-Anbieter Disney+, Netflix und Prime Video sind seit 2023 Partner des Deutschen Fernsehpreises. Träger des Preises ist die Deutscher Fernsehpreis GmbH unter der Geschäftsführung von Dirk Jander (WDR). Im Beirat arbeiten Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung (Vorsitz 2024), Jan Peter Lacher, Senior Vice President Content RTL Group, Arne Neumann, Senior Vice President Windowing Seven.One Entertainment Group, Dr. Florian Kumb, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung, sowie Dorothea Jacob, Vice President Portfolio & Content bei MagentaTV, Telekom Deutschland. Die Award-Gala und die „Nacht der Kreativen“ verantworten Stephan Neumann und Peter Schönrock von Riverside Entertainment. Die Gesamtkoordination und die Betreuung der Juryarbeit liegt beim Ständigen Sekretariat unter der Leitung von Petra Müller.
Der Deutsche Fernsehpreis 2024
Nacht der Kreativen: Dienstag, 24. September 2024
TV-Gala: Mittwoch, 25. September 2024, 20:15 Uhr in der ARD
Hintergrund: Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 zur Würdigung heraus-ragender Leistungen für das Fernsehen verliehen. Gestiftet wird die Auszeichnung von ARD, Deutsche Telekom, RTL, ZDF und SAT.1. Seit 2023 sind Disney+, Netflix und Prime Video als Partner an Bord. Die Federführung liegt 2024 beim WDR stellvertretend für die ARD.
Weitere Informationen zum Deutschen Fernsehpreis: www.deutscher-fernsehpreis.de